◀ ▲ ▶

Oamaru


Art Gallery

Oamaru an Ostküste der Südinsel zwischen Christchurch und Dunedin ist touristisch gesehen relativ unbekannt, hat aber einiges zu bieten. Es ist eine der ältesten Siedlungen in Neuseeland. In der Stadt stehen einige alte, prächtige Gebäude mit Säulen und so Kram, die man in so einem kleinen Städtchen eigentlich nicht erwartet. Gebaut aus gelb-weißem Limestone in einer Zeit, als die Gegend hier reich war. Einige der Gebäude sind in gutem Zustand und beherbergen Galerien oder Banken, viele sind aber in ziemlich schlechten Zustand, manche stehen leer oder scheinen als Lagerhaus zu dienen.


Buchbinderwerkstatt

In einem der alten Gebäude ist das Information Center, wo ich nach einer Unterkunft frage. Ich bekomme einen dicken DIN A4-Order vorgelegt mit Beschreibungen und Bildern jeder Art von Motels, Bed & Breakfasts und Backpackers. Ein Bed & Breakfast fällt mir ins Auge: Die Gastgeber sind Michael, von Beruf Buchbinder, und seine Frau Kahren, die einen Second-Hand-Buchladen betreibt. Das klingt interessant. Die nette Dame im Information Center telefoniert rum und erreicht Michael schließlich in seiner Werkstatt. Wenig später fahre ich dort vorbei und lerne Michael kennen. Michael ein Original zu nennen, ist fast noch untertrieben, er ist exzentrisch, im besten Sinne. Er ist ein Fan des viktorianischen England, und sein Bart und seine Kleidung passen dazu. Die Werkstatt ist vollgestopft mit alten Geräten und sieht aus wie ein Museum. Hier repariert er alte Bücher oder bindet neue, alles in Handarbeit. Er verkauft 'leere' Bücher in allen möglichen Formen und Farben, die man als Tagebücher oder dergleichen verwenden kann.

Wir fahren zu seinem Haus, das aus getrockneten Lehmziegeln gebaut ist. Die Wände sind unverputzt, wenn man nach oben schaut, sieht man die dicken Dachbalken. Das Haus hat einen Blick auf den Ozean hinaus und ist, wie erwartet, mit Büchern vollgestopft.


Bäckerei

Später lerne ich auch seine Frau und seine siebenjährige Tochter und die interessanten, wenn auch etwas merkwürdigen, Hobbies meiner Gastgeber kennen. Michael bemalt kleine Soldaten-Figuren historisch korrekt in den Uniformen der napoleonischen Zeit und stellt dann die Schlachten von Waterloo oder dergleichen nach.

Noch merkwürdiger aber ist ALF's Imperial Army. Ein paar Leute, unter anderem meine Gastgeber, ziehen sich viktorianische Uniformen an und ziehen gegen diverse Gegner mit zusammengerollten Zeitungen als Waffe in die Schlacht. Der letzte große Kampf fand in Oamaru gegen die Green Party statt, Teilnehmer waren auch einige Politiker, die für die hiesigen Grünen im Parlament sitzen. Dabei nehmen sie alle sich selbst und andere auf die Schippe; das ganze scheint eine Mordsgaudi zu sein. Ab und zu gibt es auch eine Seeschlacht in Papierschlachtschiffen oder andere Aktionen. ALF's Imperial Army ist stolz darauf, nie eine Schlacht verloren zu haben, bis auf den Kampf gegen eine Gruppe weiblicher Nudisten.


Oamaru Gardens

In Oamaru gibt es zwei Pinguin-Kolonien. Die Blue Penguins nisten in der Nähe des Hafens, die Yellow Eyed Penguins etwas außerhalb der Stadt hinter dem Müllabladeplatz. Beide Pinguinarten kommen regelmäßig abends an Land. Man kann sie dabei von extra aufgebauten 'viewing stands' aus beobachten. Um die blauen Pinguine zu Gesicht zu bekommen, muß man 8 Dollar bezahlen, die ich mir gespart habe; die gelben gibts umsonst.

Die Yellow Eyed Penguins sind ungefähr einen halben Meter groß. Nachdem sie an Land gekommen sind klettern sie die 30 Meter oder so hohen Felsen hoch zu ihrem Nistplatz. Wie sie das bewerkstelligen, ist mir unklar. Für einen Menschen, der vernünftige Beine und Arme hat, wäre das schwierig, für die Pinguine müßte das ziemlich unmöglich sein. Aber ich hab sie da oben gesehn. Zumindest als ich da war, standen sie einfach nur rum, wackelten komisch mit dem Kopf und machten einen ziemlichen Krach dabei.

Ansonsten hat Oamaru nicht so viel zu bieten. Ein paar Arts & Crafts-Läden und so, aber am interessantesten ist es, einfach durch den historischen Distrikt zu spazieren und sich die alten Häuser anzuschauen, die hier irgendwie total fehl am Platz wirken. Erwähnenswert sind noch die Public Gardens, ein wirklich sehr schöner Park mit Rosengarten, Ententeich und sowas.

Ich habe interessante drei Tage in Michaels Haus verbracht, viele merkwürdige Stories gehört und einige Stunden in anregendem Gespräch verbracht. Tip für alle Neuseelandreisenden: Fahrt nach Oamaru und besucht Michael O'Brian, den Buchbinder.

◀ ▲ ▶