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Lake Manapouri

Doubtful Sound

Etwas südlich von Queenstown liegt das Städtchen Te Anau, am gleichnamigen See, das nächste Ziel meiner Reise. Von hier aus kann man Ausflüge in diverse Teile des Fjordland National Park unternehmen. Der berühmteste Fjord dort ist der Milford Sound, den ich schon bei meinem ersten Ausflug gesehn habe, also entschied ich mich diesmal für einen Ausflug zum Doubtful Sound.


Pearl Habour

Doubtful Sound ist eigentlich ein 'Fjord' und kein 'Sound'. Fjorde sind das Werk eines Gletschers, während ein Sound eine Flußmündung ist, aber irgendwer hat das durcheinandergebracht, und nun heißt das Ding mal so. Ursprünglich hieß der Fjord 'Doubtful Harbour', von Captain Cook so benannt. Er traute sich nicht, in den Fjord hineinzusegeln, weil es 'doubtful' war, ob die starken Winde es ihm erlauben würden, den Fjord wieder zu verlassen.


Tunnel
zum Kraftwerk

Die Tour startet in Pearl Harbour, einem klitzekleinen Hafen am Lake Manapouri. Mit einem Boot fährt man über den See, umgeben von dunkelblauem Wasser, Busch und hohen, teilweise schneebedeckten Bergen. Die Berge ragen steil aus dem Wasser heraus, den Bäume wachsen meist direkt aus dem Felsen und können sich nur dank eines weitverzweigten Wurzelsystems halten. Kahle Narben an den Steilwänden zeugen von Erdrutschen nach heftigen Regen- oder Schneefällen.

Das Wetter ist gut, der Himmel blau bis auf einige hohe Wolken. Es geht ein Wind, der den Wellen kleine weiße Schaumkronen gibt und es ist nett, auf dem Oberdeck des Schiffes zu sitzen und das Gesicht in den Wind zu halten. Der See ist recht verzweigt, vom Boot aus sieht man in diverse Täler hoch, die die typische U-Form eines Gletschertales haben.

Am anderen Ende des Sees liegt ein Kraftwerk, das man hier in den Felsen gehauen hat. Der Wasserspiegel des Sees liegt 200 Meter über dem Spiegel des des Meeres. Um das Gefälle auszunutzen hat man 200 Meter unter dem See ein Höhle in den Felsen gesprengt und dort Turbinen und Generatoren aufgebaut. Das Wasser schießt vom See dort hinunter und wird dann durch einen 10km langen Tunnel in den Doubtful Sound abgeleitet. Mit Bussen werden die Touristen einen zwei Kilometer langen Tunnel hinuntergefahren, der in einer Spirale zur Generatorenhalle führt. 95% der hier erzeugten Energie wird in einer Aluminiumschmelze in Invercargill viele Kilometer weit weg von hier verwendet.


Doubtful Sound

Nach dem Besuch des Kraftwerks fahren wir in den Bussen auf einer ungeteerten Straße hinüber zum Doubtful Sound. Die Straße verbindet das Kraftwerk mit dem Tiefwasserhafen im Sound und hat keine Verbindung zum Rest des neuseeländischen Straßennetzes. Sie wurde angelegt, um Millionen von Tonnen von Zeugs vom Meer zum im Bau befindlichen Kraftwerk zu schaffen.

An einer kleinen Anlegestelle wechseln wir wieder auf ein Schiff, das uns auf den Fjord hinausschippert. Das Wetter wird langsam schlechter, und es geht ein starker Wind. Wir besuchen die Seehundkolonie am Eingang des Fjords, was aber recht langweilig ist, weil die Seehunde nichts tun, außer auf dem Felsen rumzuliegen. Interessanter sind die Bottlenose Dolphins, die wir auf dem Rückweg entdecken, und es gibt viele Ohs und Ahs von den Reisenden, wenn die Delphine ihre Kunstückchen vorführen.


Doubtful Sound

Inzwischen hat es auch noch angefangen zu regnen. Auf dem Oberdeck haut der kräftige Wind einen fast um und plötzlich hat er mir meine Brille von der Nase und über Bord gerissen. Der Sound ist stellenweise 400 Meter tief, und so verzichte ich darauf, hinterherzuspringen und nach der Brille zu suchen. Durch den dichten Regen kann man eh nicht mehr viel sehen, und ich weiß, das ich im Motel in meinem Rucksack eine alte Brille als 'emergency backup' habe, also ist das nicht so tragisch, nur ziemlich unpraktisch.

Den nächsten Tag mache ich mich mit der Ersatzbrille auf der Nase auf nach Invercargill, der nächsten größeren Stadt. Die Ersatzbrille ist alt, und die Stärke stimmt nicht mehr ganz, also will ich versuchen, möglichst schnell eine neue Brille zu bekommen. Nachdem ich mehrere Optiker abgeklappert habe, finde ich endlich einen, der meine Augen 'vermessen' kann und einen anderen, der die richtigen Linsen hat und mir noch am selben Tag eine neue Brille zurechtschnitzt.

Kurz vor Ladenschluß komme ich vorbei und hole die Brille ab. Der Techniker dort ist recht nett, und wir unterhalten uns, während draußen abwechselnd Regen- und Hagelschauer niedergehen. Solch stürmisches Wetter gibt es hier oft im Winter, aber im Sommer ist das ungewöhnlich. Als der Techniker erwähnt, daß er mit dem Fahrrad zur Arbeit gekommen ist, biete ich ihm an, ihn heimzufahren und werde daraufhin zum Tee eingeladen. So verbringe ich einen netten Abend mit seiner Frau, seinem Sohn und dem Techniker bei ihm zu Hause.

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