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Das Whitbread-Rennen


Hafen von
Auckland

Es handelt sich hier nicht um das gefürchtete Weißbrotrennen, dazu fehlt das "e", sondern um ein Segelbootsrennen um die Welt. Von Southampton geht es um das Kap der guten Hoffnung nach Australien, Neuseeland, Brasilien, USA, Frankreich zurück nach England. Neun Boote sind ca. 4 Monate unterwegs.

Einer der Stopover-Punkte war Auckland. Nachdem die Boote ca. drei Wochen im Hafen von Auckland gelegen sind, wo sie überholt wurden und wo die Bevölkerung Neuseelands und angereiste Enthusiasten sie bewundern konnten, startete die fünfte Etappe am Sonntag, den 1. Februar 1998.

Man hatte hier extra ein Hafenbecken frei gemacht für die Teilnehmer des Wettbewerbs. Direkt neben dem Marine-Museum und unweit des neuen Hafens, der gerade für den America's Cup hergerichtet wird, der im Jahre 2000 hier stattfinden wird. Die neun Boote liegen nebeneinander. Sie sehen alle fast gleich aus: Schlanke, weiße Segelboote mit einem Mast. Aus irgendeinem Grund haben sie alle zwei Ruder. Damit man sie dennoch unterscheiden kann sind sie farbenfroh bemalt mit Mustern, einem Hai oder den Emblemen der Sponsoren.

Bevor die Schiffe den Hafen verlassen für ihre nächste Etappe, die durch den stürmischen Südpazifik, durchs Eismeer, am tückischen Kap Horn vorbei nach Brasilien führen wird, werden sie von einem Priester auf englisch und in Maori gesegnet. Dann verlassen die Boote im Fünf-Minuten-Abstand den Hafen. Eine Lautsprecherstimme sagt die Namen der Boote an und zählt die Besatzung auf. Und unter dem Gejohle und Geklatsche der Zuschauer tuckern die Boote von dannen. Hier fahren sie noch mit ihrem Motor, es wäre zu umständlich aus dem Hafen zu segeln. Jede Besatzung hat sich außerdem noch eine Hymne ausgesucht, die gespielt wird. Bei manchen Booten ist nicht einmal klar auszumachen, zu welchem Land sie gehören. Der Sponsor ist wichtiger. Die Nationalitäten der Manschaften sind gemischt, auf allen Booten bis auf eines fährt ein Neuseeländer mit.


Ein Smiley am
Himmel über Auckland

Nachdem die ersten paar Boote den Hafen verlassen haben, mache ich mich auf den Weg zur Fähre. Ich will nicht in den Ansturm geraten, der sicher ausbricht, wenn alle Boote aus dem Hafen sind. Mit der Fähre geht es hinüber nach Devonport und dann zu Fuß nach North Head. Einem Hügel, der wie ein Kap ins Wasser des Hafens ragt. Von hier hat man den besten Blick auf den Start des Rennens, abgesehen natürlich von den Booten aus, die zu tausenden über den Hafen verstreut sind. Die Auckländer sind stolz auf ihre Marinetradition und fast jeder, der ein Boot hat, ist heute draußen. Vom aufblasbaren Gummiboot über kleine Motorjachten bis zum Zweimaster ist alles zu finden. Die Boote, die normalerweise die Touristen von Insel zu Insel schippern oder die eine Coffee- oder Dinner-Cruise anbieten sind heute alle im Einsatz um die Schaulustigen zum Startplatz des Rennens zu bringen.

Mitten im Hafen liegen zwei Schiffe der Kriegsmarine vor Anker. Die imaginäre Linie zwischen ihnen ist die Startlinie. Das eine ist ein weiß angestrichenes Forschungsschiff, das andere die marinegraue nagelneue Fregatte, um die es hier so viel Streit in der Politik gegeben hat. Vom Start ab Richtung Norden ist eine Gasse freigehalten worden für das Rennen. Links und rechts drängen sich dicht an dicht die Boote der Zuschauer. Insgesamt schätze ich das sich 2000 bis 3000 Boote versammelt haben, um die Teilnehmer des Rennens zu verabschieden.


Die Zuschauer warten
auf den Start

Wer kein Boot hat, der versammelt sich auf einem der Hügel Aucklands oder einfach am Strand. Es gibt hier viele gute Plätze entlang der Küste, von denen man aus den Start beobachten kann. Ich habe mich für North Head entschieden, weil es am nächsten zum Startplatz ist. Und ich bin nicht der einzige. Schwer zu sagen, wieviel Leute gekommen sind, 40.000 steht später in der Zeitung.

Ich hab mir einen Platz im Schatten unter einem Pahutukawa tree gesucht, wo ich zusammen mit Scharen von Neuseeländern auf den Start warte. Viele haben ein Picknick mitgebracht, fast jeder ein Fernglas oder eine Kamera. Etwas unterhalb von mir hat jemand einen Hotdog-Stand aufgebaut zwischen den Betonbefestigungen vergangener Kriege. Die Fans des "EF language"-Teams (Eines der Boote wird von einer Sprachenschule gesponsert) haben sich dieses Platz ausgesucht, um ein großes Transparent auszulegen. Jedesmal, wenn einer der Hubschrauber näher kommt, dann fangen sie an ihre Fahnen zu schwenken, in der Hoffnung, daß sie von ein Fernsehteam aufgenommen werden. Überhaupt schwirren viele Hubschrauber hier herum, ich zähle ein Dutzend. Der Hubschrauber, der über dem Startplatz in der Luft steht, gehört wahrscheinlich zur Rennleitung. Die anderen werden wohl hauptsächlich von der Presse sein. Das Rennen scheint weltweit großes Medieninteresse hervorzurufen. Über den Hubschraubern ziehen einige Flugzeuge ihre Kreise und sie schleppen Plakate hinter sich her, die für Kodak oder eine Versicherung werben. Und ein Flugzeug malt einen großen Smiley in den Himmel.


Kurz nach dem Start

Dann geht es auf zwei Uhr zu. Die Boote der Kontrahenten, die bisher wohl zur Eingewöhnung etwas hin- und hergesegelt sind versammeln sich jetzt hinter der Startlinie. Kurz vor dem Start drehen sie alle in die richtige Richtung und segeln los, versuchen bei Start möglichst nah an der Startlinie zu sein. Und dann blitzt es aus der Kanone der Fregatte, eine Rauchwolke steigt auf und etwas verspätet hören wir den Knall, der den Start anzeigt. Die Zuschauer klatschen und greifen dann schnell wieder zu ihren Fernstechern, um nichts zu verpassen. Die Segelboote ziehen los und hinter ihnen schließen die Boote der Zuschauer auf. Und wie die Zuschauer bei einem Karnevalsumzug fallen die Boote, die an der Seite gewartet haben, eines nach dem anderen in Reihe hinter die Boote der Wettbewerber. Bald ist das ganze Wasser weiß und man kann die einzelnen Boote kaum mehr erkennen. Die Masse der Boote zieht den Rennbooten nach nach Norden, während die Masse der Zuschauer nach Hause ziehen.

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