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Waitangi


Treaty House

Waitangi ist ein kleines Nest an der Bay of Islands. Bekannt geworden ist es nur durch den "Treaty of Waitangi". Am 6. Februar 1840 unterzeichneten Captain William Hobson, der Abgesandte der britischen Krone, und 45 Maori Häuptlinge diesen Vertrag. In ihm ordneten sich die Maoris der britischen Krone unter, sie bekamen dafür den Schutz der Krone und wurden gleichzeitig britische Staatsbürger mit allen Rechten und Pflichten. Den Maoris wurde das Recht auf exklusive Nutzung all ihres Landes, ihrer Wälder, Fischgründe usw. zugesichert. Nur die Krone durfte Land von den Maoris kaufen. Dadurch sollte der Grundstückshandel in geordnete Bahnen geleitet werden, um zu vermeiden daß weiße Siedler die Maoris übers Ohr hauen.

Die Idee zu der Aktion kam von den Briten, die fürchteten die Kolonie an die Franzosen zu verlieren. Neuseeland war aber weit weg und die Krone war anderswo engagiert und konnte so nicht mehr als ein paar Soldaten entsenden. James Busby, der britische Vertreter in Neuseeland vor Captain Hobson, war gezwungen, auf eigene Kosten von Australien nach Neuseeland zu segeln. Er hatte sich in Australien ein Haus bauen lassen und brachte es in Teilen nach Neuseeland und baute es dort auf. In diesem Haus in Waitangi, das heute das Treaty House heißt, wurde der Vertrag entworfen und in einem Zelt, daß vor dem Haus im Garten aufgebaut war, unterschrieben.

In Folge wurde der Vertrag für 7 Monate von Missionaren und Vertretern der Krone durch Neuseeland getragen und von über 500 Maori-Häuptlingen unterzeichnet. Im September ratifizerte das englische Parlament den Vertrag und Neuseeland wurde damit Teil des britischen Königreiches. Der Vertrag ist praktisch die Gründungsurkunde Neuseelands; der 6. Februar ist der Nationalfeiertag. In Folge gab es immer wieder Meinungsverschiedenheiten zwischen Weißen und Maoris und es wurden einige Revolten angezettelt und Kriege ausgetragen. Der Vertrag wurde immer wieder anders interpretiert und oft nicht eingehalten. 1877 urteilte der oberste Richter sogar, daß der Vertrag null und nichtig sei. Heute ist der Vertrag aber wieder ein wichtiges Stück Papier in der Gesellschaft Neuseelands. Enteignetes Land ist an die Maoris zurückegegeben worden, oder sie wurden entschädigt. Natürlich gibt es immernoch Probleme, aber generell kommen Maoris und Pakehas (Weiße) hier relativ gut miteinander aus. Viele Maoris leben, zumindest teilweise, ihre alte Kultur und große Landstriche sind als Maori-Land reserviert. Maoris haben spezielle Fischerei-Rechte usw. Bei wichtigen Ereignissen gibt es immer auch eine Maori-Zeremonie.


Blick auf die
Bay of Islands

Die Neuseeländer sind etwas arm dran, daß der einzige Ort in ihrer Geschichte mit herausragender Bedeutung so uninteressant ist. Zugegeben man hat einen tollen Ausblick auf die Bay of Islands von der Wiese vor dem Treaty House, das Haus selber ist aber eher langweilig. Es ist so häufig umgebaut worden, daß man kaum mehr sehen kann, wie es einmal aussah. Man hat ein kleines Museum daraus gemacht und wenigstens teilweise versucht es so zu restaurieren, wie es einmal ausgesehen haben muß. Einen Teil hat man nicht verputzt und man kann hier die alten Balken sehen, die vor dem Transport nach Neuseeland nummeriert wurden, damit man das Haus in Neuseeland einfach wieder zusammensetzen kann. Irgendwie macht das Haus aber dadurch einen etwas zerfledderten Eindruck.

Man hat sich also damit beholfen die Umgebung etwas aufzumotzen. Unten am Strand steht ein Schild: "An diesem Strand landete Captain Hobson, um diesen Weg dort raufzugehen, um den Vertrag zu unterschreiben". Ungefähr an dem Ort, wo der Vertrag unterzeichnet wurde (so genau weiß man das halt nimmer) steht ein Fahnenmast, an dem die neuseeländische Flagge weht, darunter die britische und die Flagge, die Neuseeland vor dem Vertrag von Waitangi benutzte.


Maori
Schnitzwerk

Interessanter ist eigentlich das Versammlungshaus der Maoris, das für die Hundertjahrfeier im Jahre 1940 neben dem Treaty House gebaut wurde. Es ist über und über mit wundervollen Schnitzereien bedeckt, die die verschiedenen Maori-Stämme und anderes symbolisieren. Es ist im Stile eines traditionellen Versammlungshauses errichtet worden. Heute, genauso wie vor Jahrhunderten, ist das das Zentrum einers Stammes. Hier trifft man sich, um sich zu besprechen, um zu feiern oder traditionelle Künste zu lernen.

Noch interessanter fand ich das 35 Meter lange "war canoe", das ebenfalls in traditioneller Weise für die Hundertjahrfeier 1940 gebaut wurde. Es ist aus den Stämmen von zwei riesigen, ausgehölten Kauribäumen zusammengesetzt und kunstvoll verziert. Es kann 80 Krieger tragen und ist damit eines der größten war canoes der Welt und das größte in Neuseeland. Es wird nur einmal im Jahr zum Waitangi Day in einer feierlichen Zeremonie benutzt.


Maori Kriegskanu

Empfehlen kann ich auch einen Besuch auf dem Klo des Visitor Centre. Es ist das erste Klo, daß ich gesehen habe, daß mit großen Panoramafenstern ausgestattet ist, die einem allerdings nur den Blick auf einen dichten Wald hinaus erlauben.

Neuseeland ist so klein, an einem Wochentag ist selbst in der Touristensaison wenig los in Waitangi. Während der ganzen Zeit, die ich da war, streiften vielleicht ein Dutzend andere Besucher durch die Waitangi National Reserve. Wenn man von der Hauptstraße Richtung Treaty House abzweigt, dann muß man über eine alte einspurige Holzbrücke fahren, bei dem wenigen Verkehr lohnt eine breitere Brücke einfach nicht. Das ist das angenehme an Neuseeland, selbst die Touristenattraktionen sind meist nicht sehr touristisch (es gibt Ausnahmen) und sobald man einen Meter vom Pfad der japanischen Touristenbusse abweicht wird es einsam.

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